Friedenstauben für die Friedensschule

Als die 30 Friedenstauben ihre Käfige auf dem Domplatz in Münster verlassen, bricht Applaus aus. Angefeuert von 1500 Friedensschüler*innen, 130 Lehrkräften und vielen Eltern fliegen die Vögel gen Himmel. Es ist eine symbolische Aktion der Bischöflichen Gesamtschule anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums – möglich gemacht durch einen ehemaligen Friedensschüler, heute Hobby-Taubenzüchter. Gefeiert wurde am 17. September mit einem Gottesdienst im St.-Paulus-Dom mit Bischof Dr. Felix Genn, an dem die gesamte Schulgemeinschaft teilnahm, sowie einem anschließenden Festakt in der Schule.

Gottesdienst im Dom

Es war ein einzigartiges Modell in Deutschland, als 1969 die Friedensschule in Münster als erste Gesamtschule in bischöflicher Trägerschaft gegründet wurde. „Das Bistum Münster hat es gewagt und hat sich in diesen unruhigen Zeiten der Herausforderung gestellt – mit Erfolg“, lobte der Bischof. In seiner Predigt machte er auf den Namen der Schule aufmerksam, der bis heute aktuell sei. „Ihr, liebe Schülerinnen und Schüler, geht in einer Zeit zur Schule, in der es gilt, sich mit allen Kräften gegen negative Tendenzen in unserer Gesellschaft einzusetzen.“ Das nötige Rüstzeug erhielten die Mädchen und Jungen in der Friedensschule, betonte Bischof Genn und dankte den Lehrerinnen und Lehrern: „Sie geben dem Programm ein Gesicht – mit Ihrer Kraft, Ihrer Zeit, Ihren Nerven und Ihrer Kompetenz.“ Sie unterstützten die Schüler, ihre Begabungen und Talente zu entwickeln und sie so zu fähigen, aber auch kritischen Christen und Staatsbürgern heranwachsen zu lassen. Auch den Eltern sprach der Bischof seinen Dank aus: „Sie tragen dazu bei, dass diese Schule lebt, denn Sie vertrauen unserer Schule Ihre Kinder an.“ 

 

Mit leidenschaftlichem Einsatz hatten Schüler, Lehrer und Eltern zur Gestaltung des Jubiläumsauftakts beigetragen: Für den Gottesdienst hatte sich eigens ein Projektchor mit rund 100 Sängerinnen und Sängern sowie ein Orchester gebildet. Der anschließende Festakt wurde musikalisch durch die Big Band der Friedensschule und des Hittorf-Gymnasiums gestaltet.

 

 

Festakt in der Friedensschule

Beim Festakt in der Friedensschule würdigte Oberbürgermeister Markus Lewe die vergangenen 50 Jahre als „eine große Erfolgsgeschichte“. Als Ehemann einer Friedensschülerin und Vater von fünf Friedensschülern sei es ihm kaum möglich, neutral zu sprechen und seine persönlichen Erfahrungen außen vor zu lassen, erklärte er. Und das wollte er auch nicht: „Ich hatte das Glück, dass meine Kinder eine solche Schule besuchen durften. Für uns war das ein Geschenk.“ In der Friedensschule gehe es längst nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern darum, das Miteinander zu lernen sowie sich mit der Vergangenheit und Zukunft auseinanderzusetzen. Als Beispiel nannte Lewe den Schüleraustausch mit einer Schule im israelischen Rishon LeZion. Die Voraussetzung für eine solche umfassende Bildung sei Geborgenheit. „Und die dürfen die Schülerinnen und Schüler in der Friedensschule erfahren.“ 

 

Dem konnten Charlotte Haack und Franziska Griepentrog stellvertretend für die Schülerschaft nur zustimmen. Neben einem respektvollen Verhalten und einem guten Miteinander werde den Schülern vor allem Frieden als Kernelement mitgegeben – auch mit Blick auf die Geschichte. „Das ist wichtig, denn ohne Verständnis für die Vergangenheit können wir es in Zukunft nicht besser machen“, betonten die beiden. Sie lobten das vielfältige freiwillige Angebot, bei dem sich jeder Schüler nach seinen Interessen einbringen könne. „Man fühlt sich hier beheimatet“, schlossen die Schülerinnen.

 

Marc Zahlmann, Vertreter der Elternschaft, hob die besondere Atmosphäre der Friedensschule hervor. „Die Schule ist dadurch nicht nur Lernort, sondern auch Lebensraum – und das spüren auch wir Eltern“, sagte der Vater. Die Schüler besuchten nicht einfach nur eine Schule, sondern bekämen darüber hinaus viel Wertvolles für ihren Lebensweg mit. „Die Friedensschule gehört für uns mit zur Familie“, erklärte Zahlmann.

 

Schulleiter Ulrich Bertram zählte auf, was die Friedensschule seiner Meinung nach erfolgreich macht. „Es gab Menschen, die sich getraut haben, an wichtigen Momenten in der Geschichte der Schule die richtige Entscheidung zu treffen“, sagte er. Bertram nannte den Gründungsschulleiter Alois Alder, seinen unmittelbaren Vorgänger Klaus Herold, der die Voraussetzungen für ein Abitur sowohl nach zwölf als auch nach 13 Jahren geschaffen hatte, sowie die Kooperationen mit der Dommusik und dem Caritasverband. 

Bertram verwies auf den Namen der Friedensschule, die als einzige, bischöfliche Schule nicht nach einem Heiligen oder einer besonderen Person der Kirchengeschichte benannt ist. „Nicht jeder in der Friedensschule wird Friedensaktivist, ein Retter auf einem Boot im Mittelmeer oder ein Arzt ohne Grenzen. Aber jeder in unserer Schule kann lernen, in ihrer oder seinen kleinen Welt einen Beitrag für den Frieden und gegen Hass, Vorurteile und Ausgrenzung zu leisten.“ Bertram, der die Friedensschule seit elf Jahren leitet, würdigte abschließend die Menschen, die in der Friedensschule arbeiten. An keiner Schule, an der er zuvor gearbeitet hätte, habe er eine solche Identifikation mit Schule erfahren. „Hier erlebe ich Menschen, die die Zuwendung zum Menschen als Teil ihrer Profession verstehen“, betonte Bertram. 

 

Ann-Christin Ladermann (Presse des Bistums Münster)

 

 

Bilder vom Dom:

Bilder vom Festakt in der FSM: