Kooperation mit Unicef fördert Auseinandersetzung mit Friedensaspekten
Münster (pbm/acl). Ishmael Beah spielte gerne Fußball, ging im Fluss schwimmen und träumte davon, später in der Wirtschaft zu arbeiten. Doch dann kam der Bürgerkrieg. Bewaffnete Männer überfielen sein Dorf in Sierra Leone. Sie rekrutierten ihn und seine Freunde gewaltsam für ihre Kampftruppe. Mit zwölf Jahren wurde Ishmael Beah Kindersoldat. Eine Geschichte, die die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe EF der Bischöflichen Friedensschule betroffen macht. „Das Thema Frieden geht uns alle an“, ist Hermine Mohr überzeugt. Die Premiere des Friedenstags in Kooperation mit dem Kinderhilfswerk Unicef am 21. März an ihrer Schule ist aus Sicht der 16-Jährigen gelungen.
Der Tag startete mit einem gemeinsamen Impuls mit Schulseelsorger Thomas Laufmöller, anschließend teilten sich die rund 150 Schüler der EF in Workshops auf. Angeleitet von Unicef-Mitarbeitenden sowie Lehrkräften setzen sie sich mit verschiedenen Aspekten rund um den Frieden auseinander und bekamen Einblicke in Themen wie Alltagsrassismus, digitaler Frieden, Kinder auf der Flucht und Ressourcenknappheit. „Der Friedenstag dient auch der Vorbereitung auf das Gedenken ‚375 Jahre Westfälischer Frieden‘, aus dessen Anlass wir uns als Schule am 12. Mai an der großen Friedensdemo hier in Münster beteiligen“, erklärt Lehrerin Ina Brodde. Erste Banner für die Demo gestalteten die Schüler ebenfalls am Friedenstag.
Dass es Kindersoldaten gibt, war für Magnus Kreuzheck nicht neu. „Aber man führt sich diese Realitäten nicht oft genug vor Augen“, zeigt sich der 17-Jährige nachdenklich. Vor allem eine Information hat ihn überrascht: „Ich wusste nicht, dass Kinder auch entführt werden, um sie als Soldaten zu gewinnen“, sagt er. Viele bewaffnete Truppen würden Kinder mit Drogen und Alkohol gefügig machen, erklärt Unicef-Mitarbeiterin Wiebke Liß. Mit falschen Versprechungen würden sie in die Armee gelockt und zu Gräueltaten gezwungen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. „Unicef verhandelt über die Freilassung von Kindersoldaten und hilft ehemaligen durch Bildungsangebote, medizinische Versorgung und psychosozialer Betreuung, sich ein neues Leben aufzubauen“, informiert sie die Schüler, bevor diese selbst aktiv werden und ein Zeichen setzen: In Anlehnung an den jährlichen „Red Hand Day“ bemalen sie ihre Hände mit roter Farbe, ein symbolisches Stopp-Zeichen, und fordern so ein Ende des Einsatzes von Kindern als Soldatinnen und Soldaten.
Auch andere Aspekte beschäftigen die Schüler am Friedenstag. „Jeder hat das Recht, frei leben zu können“, sagt Clara, die sich für den Workshop Rassismus entschieden hat. „Das ist besonders lebensnah und vielen von uns im Alltag schon begegnet“, begründet die 16-Jährige. Die Statistik bestätigt das, nach der Zweidrittel der deutschen Bevölkerung schon mindestens einmal mit Rassismus in Berührung gekommen ist. Eine Diskussion entbrennt über den im Grundgesetz verankerten Begriff „Rasse“. Fast alle in der Gruppe sind sich einig: Rassismus lässt sich nicht glaubwürdig bekämpfen, wenn der Begriff „Rasse“ beibehalten wird. Ihr Banner gestalten die Schüler dieses Workshops mehrsprachig: In 15 verschiedenen Sprachen schreiben sie das Wort „Frieden“ auf, bei der Friedensdemo am 12. Mai sollen es alle lesen können.
Bildunterschrift: Mit rot bemalten Händen in Anlehnung an den „Red Handy Day“ setzen die Schüler der Friedensschule ein Zeichen und fordern ein Ende des Einsatzes von Kindern als Soldatinnen und Soldaten.