- Aktuelles + Termine
- Menschen + Orte
- Profil + Chancen
- Unterricht + Angebote
- Anmelden + Ankommen
- Service + Download
Münster (pbm/acl). Ständige Überwachung, Unterdrückung und Erfolgsdruck: Wolfgang Thüne weiß, was es heißt, unter diesen Umständen leben zu müssen. „Alles, was ich mit Geld kaufen konnte, habe ich besessen. Aber was bringt mir das, wenn ich in meiner Freiheit eingeschränkt bin?“ Eindrücklich schilderte der frühere Spitzensportler der ehemaligen DDR rund 120 Schülerinnen und Schülern der Q1 der bischöflichen Friedensschule in Münster von seinen Erfahrungen mit der DDR-Diktatur.
Aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes, das in diesem Jahr gefeiert wird, bot die „Grundrechtearena“ den Schülern die Möglichkeit, sich mit der Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit als Säulen der Demokratie auseinanderzusetzen. Der Bildungsverein „die politiksprecher“ in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung war für den Projekttag, durch den Marcus Kiesel führte, in die Friedensschule gekommen.
Mehr als 1000 Seiten umfasste die Stasi-Akte über Wolfgang Thüne. „Wir haben geahnt, dass wir überwacht werden, aber niemand hat darüber gesprochen“, berichtete der frühere Leistungsturner von seiner „ideologisch geprägten“ Erziehung und der Ausbildung zum Spitzensportler mit „Siegen, die die Überlegenheit des Systems“ dokumentieren sollten. Als Sportler habe er viele Privilegien genossen, die letztlich nicht über das Ausmaß politischer Manipulation hinwegtäuschen konnten. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass da etwas faul sein muss und es nicht richtig ist, durch Vorschriften und Einschränkungen die Lebensträume von jungen Menschen zu zerstören“, begründete Thüne seine Flucht 1975 in den Westen.
Den Umgang mit Medien und Nachrichten diskutierten die Schüler mit Thomas Reisener, Leiter des Amtes für Kommunikation der Stadt Münster. Er erläuterte das Handwerkszeug eines Journalisten, zeigte Beispiele von manipulierten Bildern und sensibilisierte die Schüler dafür, mit kritischem Blick auf im Internet geteilte Nachrichten zu schauen. Selbst aktiv werden und gemeinsam diskutieren konnten die Schüler bei Fallbeispielen, bei denen individuelle Freiheit auf Religionsfreiheit traf.
„Es ist nicht immer leicht, in einer Demokratie zu leben und andere Meinungen zu ertragen. Aber es lohnt sich, aufzustehen und Farbe zu bekennen“, fasste Marcus Kiesel am Ende des Tages zusammen. Dem schloss sich Ina Brodde, Lehrerin an der Friedensschule, an: „Ihr seid diejenigen, die die Gesellschaft mitgestalten können. Diskutiert und bringt euch in die Demokratie ein“, ermutigte sie die Schüler.
Bei Jakob Helb kam der politische Projekttag gut an: „Das Thema geht uns alle an“, zog der 17-jährige Schüler ein Fazit. Die Übungen zur Meinungsfreiheit hätten verdeutlicht, dass es wichtig sei, sich zu äußern, auch, wenn es mitunter Überwindung koste. „Und ist ein Thema, das immer aktuell bleibt“, war er sich sicher mit Blick auf derzeitige Diskussion über den Entzug von Grundrechten oder die Demonstrationsfreiheit.
Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann