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Nach einem historischen Exkurs in die Zeit der frühneuzeitlichen Obrigkeiten, Fürsten und Könige, die um religiöse und zunehmend auch territoriale Fragen zwischen 1618 und 1648 Kriege führten, sowie ihrer Bemühungen mit Hilfe ihrer Gesandten, den Dreißigjährigen Krieg durch Verhandlungen zu befrieden, wurden auch Parallelen zur heutigen Zeit gezogen. So wurden die exzentrischen Bemühungen der gekrönten Häupter des 17. Jahrhunderts, ihre Ehre und ihren Rang kenntlich zu machen, mit der politischen Bildsprache eines Recep Tayyip Erdoğan verglichen, der Ursula von der Leyen bei einem Staatsbesuch symbolträchtig auf einem niedrigeren Sofa platzierte, um selber eine besonders exponierte Stellung auf einem hohen Sessel einzunehmen. Diese Vergleiche mit der heutigen Zeit waren es auch, die die Schüler zu interessierten Nachfragen anregten.
So machten Verweise auf die gegenwärtigen Entwicklungen in Afghanistan und Syrien den SchülerInnen deutlich, wie wichtig es ist, dass Politik und Religion klar voneinander getrennt sein sollten. Im 17. Jahrhundert standen sich jedoch der katholische Kaiser und Frankreich den protestantischen Reichsständen und Schweden unversöhnlich gegenüber und sie bestimmten auch die Konfession ihrer jeweiligen Untertanen. Dies führte zu den Problemen, die sich im Dreißigjährigen Krieg manifestierten. Als Schlussfolgerung stellte Stollberg-Rilinger im Gespräch mit einer Schülerin klar: „Religiöse Toleranz ist ein unverzichtbares Mittel, um Kriege zu verhindern.“
Auch die bekannte Redewendung „Der Krieg ernährt den Krieg“, welche die Kriegführung während des Dreißigjährigen Krieges mit Hilfe von Söldnerheeren, die ihren Sold aber nur selten pünktlich erhielten, charakterisiert, bot einen Diskussionsanlass. So zog ein Schüler den Vergleich mit der Wagner-Gruppe, einer russischen, nicht-staatlichen, paramilitärischen Söldnertruppe.
Eine Auseinandersetzung mit den Flugschriften der damaligen Zeit und den darauf abgebildeten Übergriffen auf die Zivilbevölkerung wies erstaunliche Parallelen zu den Gräueltaten auf, die wir auch in der heutigen Berichterstattung aus der Ukraine vorfinden. Ein großer Unterschied wurde darin festgemacht, dass wir es heute mit anderen Formen der Kriegführung und der Waffentechnik zu tun haben. Ein Schüler verwies außerdem auf die Beeinflussung der Berichterstattung durch Fake News, die natürlich eine viel schnellere Verbreitung finden als frühneuzeitliche Medien.
Am Ende der Veranstaltung wurde festgehalten, dass die Staatsoberhäupter des 17. Jahrhundert – anders als in unserer Vorstellung – nie an einen gemeinsamen Tisch gesessen haben. Zu groß war die Angst vor einem Gesichtsverlust. Wechselseitiges Misstrauen und die Sorge, Ehre und Ruhm nicht gebührend verteidigen zu können, haben die Friedensverhandlungen zudem in die Länge gezogen.
Als Fazit wurde festgehalten, dass heutige Kriege nur beendet werden können, wenn sich Aggressoren und alle beteiligten Personen in einer vertrauensvollen Atmosphäre auf Friedensbedingungen einigen können. Solche vertrauensbildenden Maßnahmen sind schwer einzufordern und noch schwerer durchzusetzen. Es bleibt zu hoffen, dass einige Lehren aus den Friedensverhandlungen des 17. Jahrhundert gezogen werden.
In verschiedenen Workshops arbeiteten die SchülerInnen außerdem an gegenwartsbezogenen Friedensthemen ihrer Wahl. Dabei war das Angebot sehr vielfältig und reichte von Themen wie „Der UN-Sicherheitsrat-Ein zahnloser Tiger?“ über „China und die Uiguren“ bis zu einem interkulturellen Training mit praktischen Übungen.Das Kinderhilfswerk Unicef bot zusätzlich drei Workshops an, die sich mit „Mädchenrechten“, „Kindern auf der Flucht“ und „Alltagsrassismus“ beschäftigten. In einem geschichtlichen Exkurs ging es thematisch um den Dreißigjährigen Krieg: „Durch Krieg zum Frieden in Europa?“ Die SchülerInnen der Q1 haben dabei einen abwechslungsreichen Tag erlebt, an dem Unterricht mal auf eine andere Art und Weise stattfand.
(Ina Brodde)