Am vergangenen Dienstag, brach der Kunstkurs der Q2 unter der Leitung von Frau Luig zur Kunstsammlung NRW in Düsseldorf auf, um sich zum Thema Erinnerungskulturzeitgenössischer Kunst zu nähern.
Nachdem sich die SchülerInnen zuvor im Unterricht intensiv mit dem Werk Gerhard Richters auseinandersetzten, sein Abstraktionsprinzip der Verwischung am Beispiel der Fotobilder untersuchten und biografische Bezüge in Malereien wie „Tante Marianne“ und „Onkel Rudi“ untersuchten stellte man sich die Frage der möglichen Verarbeitung und Darstellung von Erinnerung des Zweiten Weltkriegs mittels der Malerei.
Hier galt besonders seine Werkreihe „Zyklus 18. Oktober 1977“ als Diskussionsgrundlage für die Frage: „Was kann die Malerei leisten? Richter be- und verarbeitet den RAF-Prozess in Form seiner berühmten Fotobilder malerisch. Die Schülerinnen wurden in diesem Zuge auch praktisch tätig, indem sie zeichnerische Bildreihen zu unterschiedlichsten nicht nur deutschen Ereignissen der Geschichte anfertigten und kurze Texte zu ihrer Intension verfassten.
2014 fertigte Richter den Zyklus „Birkenau“ an, der aus abstrakten Übermalungen von vier Zeichnungen besteht, die auf den 1944 aus dem Lager geschmuggelten Photographien von Holocaustopfern und Leichenverbrennungen im Vernichtungslager KZ Auschwitz-Birkenau basieren. Diese sind nun in Düsseldorf ausgestellt.
Nachdem die Schülerinnen zuvor den angestrengten Malprozess Richters und seine regelrechte Abarbeitung am Thema beleuchteten, ging es in der Kunstsammlung vielmehr um die Erlebbarkeit des Kunstwerkes und das Nichtentrinnenkönnen vor den Wirren der Geschichte und wie Richter so Erinnerungskultur schafft. Diskutiert wurden mit Blick auf die Komposition der Sonderausstellung im Museumsraum insbesondere die Hängung , die Relevanz der vier Spiegel sowie die Rolle des Betrachters.
Aber auch andere gesellschaftspolitische Themen wie die Flüchtlingspolitik und die Konservierung von Erinnerung am Beispiel des Werkes von Ai Weiwei zum Flüchtlingscamp Idomeni standen im Mittelpunkt der Exkursion. Zuletzt fanden sich die SchülerInnen in luftiger Höhe wieder, indem sie die Installation von Tomás Saraceno „In Orbit“ begehen durften und so auch den Blick in die Zukunft richten konnten. Welche Utopien können wortwörtlich gesponnen werden, wenn ein Netz aus Stahl und reflektierenden Ballons eine alternative Lebensmöglichkeit vorausdenken lässt.
In diesen unruhigen Zeiten dennoch den Schulraum verlassen zu dürfen und Kunstwerke in außerschulischen Kontexten erleben zu können, inspirierte die SchülerInnen und bildet die Grundlage für eine Arbeit zum Thema „Erinnerungskonstruktion“ aber auch einen schönen Abschluss für viele Jahre Kunstunterricht an der Friedensschule.